Die Steuerung und Dokumentation der Betriebshygiene ist im Idealfall ein integraler Bestandteil des Prozessleitsystems, das auch eine durchgängige chargenorientierte Materialbuchung in der Produktion unterstützt.
Zunächst sollte es möglich sein, Aggregaten eine Risikobewertung zuzuordnen. Verschiedenen Risikoparametern, wie Oberflächengüte, Toträume, Aspiration können mit Schulnoten bewertet werden. Ebenso werden den Rohstoffen Risikobeiwerte zugeordnet. In Verbindung mit weiteren relevanten Parametern (Umgebungstemperatur, Verweildauer etc.) bestimmt das Leitsystem die Risikoklasse jedes Aggregates. Der aktuelle Hygienestatus wird dynamisch als Farbanzeige an jedem Aggregat visualisiert.
Neben den üblichen Produktionsrezepturen kann das Prozessleitsystem auch Desinfektionsrezepte verwalten, die sowohl Handkomponenten als auch automatisch zu dosierende Komponenten umfassen können. Die Dosiermenge der Wirkstoffe wird beim Erstellen eines Sanier-/Desinfektionsauftrages in Abhängigkeit vom aktuellen Behälterfüllstand ggf. angepasst. Manuelle Vorgänge sind vom Bediener zu quittieren. Entsprechende Desinfektionsprotokolle werden im System gespeichert.
Weiter können Probenahmeaufträge für jedes Aggregat verwaltet werden. Hierbei ist neben dem Datum auch eine genaue Bezeichnung der Testpunkte hinterlegt. Im Nachgang zu der Probennahme können am Laborarbeitsplatz die Laborwerte nachgetragen werden.
Da die eingesetzten Wirkstoffe in die Rohstoffe bzw. Fertigprodukte übergehen, werden diese in der automatischen Materialbuchung im Sinne einer Vermischungscharge mitgeführt. Sie sind somit auch Bestandteil des Chargenprotokolls. Wirkstoffe, die nach kurzer Zeit neutralisiert sind, können von der Chargenprotokollierung ausgenommen werden.
Ein Aggregateprotokoll fasst die relevanten Daten zusammen. Hierzu zählen unter anderem
- die Grafische Darstellung der Füllstände sowie weiterer analoger Größen (z. B. Temperatur) über die Zeit
- Laborwerte aus den Probenahmen
- Desinfektionsprotokolle
- Chargenbuchungen im Aggregat.
Weitere relevante globale Beidaten, wie der AOX-Wert des Abwassers, können ebenfalls in ein Tagebuch aufgenommen werden. Diese sind Bestandteil des übergeordneten Hygieneprotokolls, das weiterhin Aggregatprotokolle und Desinfektionsprotokolle anlagenweit zusammenfasst.
Fazit zum Fortschritt der Betriebshygiene
Fortschritt in der Betriebshygiene entsteht nicht nur durch neue Technologien oder neue Wirkstoffe, sondern vielmehr durch eine konzertierte Vorgehensweise von Betreiber, Biozid-Lieferant und dem Anlagenbauer. Jeder dieser Akteure hat aus seiner Sicht und Erfahrung einen wichtigen Beitrag zu einer ganzheitlichen Lösung beizutragen. Der Betreiber profitiert durch einen minimierten Wirkstoff-Einsatz und erhöhte mikrobiologische Produktionssicherheit.