OAS plant, realisiert und modernisiert seit vielen Jahren Produktionsanlagen. Derzeit gibt es vermehrt Anfragen, wie man diese in punkto Energie optimieren kann. Philipp Katthöfer, Vertrieb Anlagenbau und Prozessautomation bei OAS, gibt Antworten.
Herr Katthöfer, vor welchen Herausforderungen stehen Produktionsverantwortliche derzeit?
Angesichts der angespannten Situation in den Bereichen „Energie“ und „Ressourcenverfügbarkeit“ erreichen uns im Moment vermehrt Anfragen zur Energieoptimierung von bestehenden Produktionsanlagen und der Flexibilisierung von Produktionsprozessen. Durch die Erweiterung von Lagerkapazitäten lassen sich z. B. Engpässe in der Verfügbarkeit besser abfedern. Zudem arbeiten viele Produzenten mit immer mehr Zusatzstoffen in ihren Produkten, die automatisiert dem Produktionsprozess zugeführt werden müssen. Dadurch, dass viele Produktionsanlagen über die Zeit organisch gewachsen sind, ist die Anzahl weiterer Lager- und Dosiermöglichkeiten in der bestehenden Produktion häufig begrenzt. Daher sind platzsparende Lösungen, die unkompliziert an bestehende Produktionen angedockt werden können, eine gute Alternative zu einem aufwändigen Umbau in der bestehenden Produktionshalle.
Welche Möglichkeiten zur Energieeinsparung gibt es im Anlagenbau?
Grundsätzlich gilt, je energieintensiver die Prozesse sind, desto größer ist in der Regel auch das Einsparpotenzial. Das Spektrum an Möglichkeiten ist dabei so vielfältig, wie es die Prozesse in den jeweiligen Branchen sind. Es umfasst die Überprüfung bestehender Anlagenkonzepte ebenso, wie den Austausch veralteter und ineffizienter Komponenten. Hier lohnt es häufig, energieintensive Anlagenteile zu überprüfen. Durch den Einsatz moderner Mischtechnik lassen sich häufig kürzere Mischzeiten bei gleichbleibend guten Mischergebnissen und damit geringere Energieverbräuche pro Charge erreichen. Auch auf Steuerungsebene bieten sich häufig Optimierungsmöglichkeiten. Neben einer möglichst optimalen Auslastung der Anlage ist hier das Thema „Energietransparenz“ ein zentraler Punkt. Wo verbrauche ich im Produktionsprozesse wieviel Energie? Nur wenn ich dies weiß, kann ich zielgerichtet optimieren.
Welche Maßnahmen lassen sich relativ unkompliziert umsetzen?
Einige Optimierungen bestehender Anlagen lassen sich häufig bereits mit vergleichsweise geringem Aufwand umsetzen. Wie dicht ist meine Druckluftanlage? Lassen sich möglicherweise Lecks identifizieren und eliminieren oder Konzepte entwickeln, um generell weniger Druckluft erzeugen zu müssen? Die Effizienz von Trocknungsanlagen lässt sich durch ein energieoptimierendes Retrofit häufig bereits merklich verbessern. Auf der Steuerungsseite können intelligente Konzepte ebenfalls dazu beitragen, Energie einzusparen und nicht benötigte Anlagenteile zielgerichtet herunterzufahren und nur bei Bedarf einzuschalten. Viele Einsparpotenziale sind hier in der Vergangenheit noch ungenutzt geblieben, da die Notwendigkeit aufgrund der geringeren Energiekosten schlichtweg nicht im jetzigen Maße vorhanden war. Vor dem Hintergrund gestiegener Energiekosten ändert sich diese Bewertung nun in vielen Unternehmen und eine genauere Betrachtung der Situation wird lohnenswerter.
Und welche erfordern größere Investitionen?
Modernisierungen in der Anlage, wie etwa die Erneuerung der Mischertechnik oder der Austausch von Druckluftkompressoren, sind sicher zunächst investionsaufwändiger. Für eine exakte Bewertung gilt es, die jeweilige Komponenten hinsichtlich Ihrer Energieeffizienz und möglicher Alternativen technisch und kommerziell im Einzelfall zu bewerten. Darüber hinaus ergeben sich häufig auch Einsparpotenziale im Bereich der Intralogistik. Hier sprechen wir bspw. über Planung und Optimierung des innerbetrieblichen Werksverkehrs. Dies betrifft auch die Anlieferung der Rohstoffe und die Bereitstellung der fertigen Produkte für den Warenversand. In diesen Bereichen liegt vielfach noch ungeahntes Einsparpotenzial. Durch den Einsatz von sogennannter Yard Automation Software und der Anwendung werkslogistischer Konzepte, lässt sich die Gesamtenergiebilanz einer Produktion durch die Vermeidung unnötiger Verkehre ebenfalls zusätzlich senken. Im Sinne des Kunden achten wir bei unseren Lösungen darauf, diese modular zu gestalten, um sie an die aktuellen, aber auch zukünftigen Bedürfnisse anzupassen. So bleibt das Invest überschaubar und die Erweiterungsmöglichkeit für die Zukunft sichergestellt. Durch die derzeit hohen Beschaffungskosten bei Energie und Rohstoffen kann sich die Amortisierung einer größeren Investition zudem deutlich verkürzen.
Dieses Interview erschien in der Zeitschrift "Schüttgut", Ausgabe 05/2022